Heute vor 21 Jahren wurden die Welt und wir durch die Anschläge auf das World Trade Center in New York erschüttert. Die beiden Türme stürzten brennend zusammen, nachdem zwei entführte Passagiermaschinen zum Absturz gebracht wurden. Tausende Tote sind zu beklagen und rund 6.000 Verletzte. Und wer hätte gedacht, dass wir im Jahr 2022 erleben müssen, dass es in Europa einen Angriffskrieg gibt. In welch einer Verlorenheit müssen Menschen sein, die anderen Menschen so etwas antun oder dazu aufrufen? Wie oft und an wie vielen Orten feiert der Tanz ums goldene Kalb nicht fröhliche Urständ?
In der Lesung des heutigen Sonntags haben wir gerade den Bericht von der Uraufführung damals auf dem langen Wüstenweg gehört. Dieser besagte Tanz scheint einerseits so alt wie die Menschheit und zugleich ewig jung und immer aktuell.
Heute vor 50 Jahren endeten die Olympischen Sommerspiele in München. Der erfolgreichste Athlet war der US-Schwimmer Mark Spitz mit sieben Goldmedaillen. Die 16-jährige Ulrike Meyfahrt wurde Olympiasiegern im Hochsprung. Das Speerwerfen gewann Klaus Wolfermann und Heide Rosendahl gewann im Weitsprung und er 4x100m-Staffel zweimal Gold. Kurz vor dem Ende dieser sog. „heiteren Spiele“ – am 5. September 1972 war jener Überfall arabischer Terroristen auf israelische Sportler. Bei der gescheiterten Befreiung starben alle 11 Geiseln. Wieder diese schreckliche Verlorenheit der Heiterkeit.
Vor 70 Jahren war die Krönungsfeier von Elisabeth II. zur Königin von England. Diese Frau war und ist ein großes Vorbild für die gesamte Menschheit. Am Donnerstag durfte sie heimgehen. God save the Queen.
Und das Evangelium des heutigen Sonntags bietet wahrlich eine ganze Menge, damit wir uns freuen können. Es ist neben dem Weihnachtsevangelium eines der bekanntesten Stellen der gesamten Bibel: das Gleichnis vom verlorenen Sohn oder besser: vom barmherzigen Vater. Mit diesem Gleichnis erzählt uns Jesus Christus eine Geschichte von Gott – und darüber dürfen wir uns wirklich freuen.
Gott ist nämlich nach diesem Gleichnis ein Gott, der täglich hinausgeht auf den Hügel, damit er uns schon von weitem kommen sieht, weil er Mitleid mit uns hat. Er wirbt um uns, er lockt uns liebevoll. Gott lässt uns also die Freiheit, Entscheidungen zu treffen – für ihn oder gegen ihn, aber er wünscht sich nichts so sehr, als dass wir uns für ihn entscheiden. Diese Sehnsucht Gottes nach den Menschen wird im Gleichnis vom barmherzigen Vater wunderbar spürbar: „Der Vater sah ihn schon von Weitem und er hatte Mitleid mit ihm.“
Und das wird in den nächsten Sätzen noch deutlicher: „Er läuft dem Sohn entgegen, fällt ihmum den Hals und küsste ihn.“ Gott wird also hier geschildert als ein Gott, der uns entgegenläuft, der uns um den Hals fällt und küsst. Er schließt uns in seine Arme. Er tut es, ohne uns vorher zu fragen, ob wir denn diese Umarmung überhaupt verdient haben.
Und Gott tut sogar noch mehr. Er kleidet seinen verlorenen Sohn mit den besten Gewändern neu ein, er schenkt ihm einen Ring, zieht ihm die Schuhe an … er lässt das Mastkalb schlachten und lädt ein zu einem fröhlichen Festessen.
Es gibt in diesem Gleichnis einen Satz, der zweimal vorkommt – das bedeutet, dass dieses Satz der wichtigste von allen ist. Er gibt nämlich den Grund an, weshalb all das geschieht: „Mein Sohn war tot und lebt wieder. Er war verloren und ist wiedergefunden.“ „Gott ist einGott der Freude“. Er will nicht den Tod des Sünders, er will, dass er umkehrt und lebt. Er will ihn aber nicht dazu zwingen, sondern möchte, dass er diesen Weg aus freien Stücken geht.
Denn Liebe ist eben nur in Freiheit möglich. Wir können Gott keine größere Freude machen, als dass wir genau diese freie Entscheidung für ihn treffen: Ja, Gott, ich komme zu dir. Ich werfe mich in deine Arme, ich lasse mich von dir beschenken mit deiner ganzen Liebe, die du für mich bereithältst.
Amen.